Von Anfang an hatte er seine Besonderheit

JAHRWEISER

01/08/1988

Von Anfang an hatte er seine Besonderheit

P em. Bertholdo Weber

Die 28. Synodalversammlung, die am 20. — 21. April in Säo Sebastiäo do Cai (RS) tagt; beschloss die Herausgabe eines Kalenders und übertrug Herrn Pfarrer Rupflin die Leitung der erforderlichen Arbeit. In dem Geleitwort zum ersten Jahrgang (1922) schreibt der Herausgeber:

Ein neuer Kalender! Neu nicht allein, weil er die Zahl des Neuen Jahres, sondern sogar einen neuen Namen trägt. Dieser jüngste unter seinen Brüdern tritt mit soviel Selbstbewusstsein in die Welt, dass er sich gar nicht erst beim Leser entschuldigt für sein Erscheinen. Sein Name ist seine Legitimation und deutet wie seine Herkunft auch seinen Zweck... Als seine Aufgabe, die ihm seine Eigenart verleiht, betrachtet er es, dem evangelischen Haus gesunde Kost für Geist und Gemüt zu bringen und über die Arbeit der Evangelischen Kirche — inner- und ausserhalb unseres Landes zu berichten?

Der Kalender, der bereits im 2. Jahrgang als Untertitel seinen späteren Namen Jahrweiser trägt, sammelte bald eine immer wachsende Lesergemeinde um sich, der er jedes Jahr Wegweiser durch ruhige und friedliche, aber auch durch notvolle und schwere Zeiten war. Die fehlenden Jahrgänge während der Kriegs- und Nachkriegszeit erinnern an diese Zeit unserer Evangelischen Kirche, ihrer Gemeinden und Schulen, deren bewegte Geschichte sich in den vergilbten Blättern der älteren Jahrgänge verfolgen lässt.

BUCHKALENDER

Über das Wiedererscheinen des Jahrweisers in der Nackriegszeit und aus der Arbeit der Redaktion berichtete zum 50. Jahrgang Herr OKR (Oberkirchenrat) i. R. Pastor Wilhelm Nöllenburg, der während dieser Zeit als Leiter der Schriftenzentrale auch Herausgeber des Buchkalenders in neuer Gestalt war, folgendes:

''1948 kam ich mit einer Familie nach Säo Leopoldo. Dort waren wir Neulinge, wogegen der Jahrweiser schon 20 Jahre alt wurde. So begann ich mit dem Jahrweiser 1949. Das war der erste Buchkalender, der seit 1941 wieder erschien. Sein Nichterscheinen lag an dem Verbot fremdsprachlicher Veröffentlichungen. 1948 war die Beschaffung geeigneten Papiers noch sehr schwer, sodass der Jahrweiser nur mit 144 Seiten erschien; zwei Jahre später hatte er aber schon hundert Seiten mehr. 1949 trug der Jahrweiser noch das alte Schutzblatt mit dem Bild der Stadtkirche in Porto Alegre. Darauf stand noch 'Kalender für die Evangelischen Gemeinden in Brasilien', und etwas versteckt stand unter 'Kalender' das Wort Jahrweiser. Im folgenden Jahr hiess der Kalender nur noch 'Jahrweiser'. Aber nicht lange, denn ab 1952 mussten alle Veröffentlichungen registriert werden. Da 'Jahrweiser' nicht zu übersetzen war, hiess er wieder 'Almanaque do Sinodo Riograndense' und an zweiter Stelle 'Kalender der Riograndenser Synode'. Nur auf dem Umschlag hatte sich der Jahrweiser gehalten, und hat es getan bis heute. Ab 1955 erschien der Jahrweiser unter dem Zeichen der 'Editora Sinodal.''

TREUER MITARBEITER

Nach der Rückkehr P. Nöllenburgs in seine Heimat, übernahm ich als Mitarbeiter in der Schriftenzentrale von 1961 bis 1981 auch die Herausgabe des Jahrweisers. Bei gleichzeitiger Tätigkeit als Dozent an der Theologischen Hochschule, Mitarbeit am Sonntagsblatt und an der Veröffentlichung evangelischen Schrifttums, wurde die übrige Zeit besonders der Gestaltung eines neuen Jahrgangs des Kalenders gewidmet. In Erinnerung an diese 20 Jahre blieb nicht nur Mühe und Arbeit, sondern auch viel Freude und Dank.

Da die Zahl derjenigen, die (noch) fähig waren, etwas in Deutsch zu schreiben, nicht besonders gross war, begleitete mich stets die Sorge um gute allgemeinverständliche Beiträge für den Jahrweiser. Doch fehlte es nicht an treuen Mitarbeitern, die mit mancherlei Artikel und Geschichten zu dem oft recht bunten Inhalt beitrugen. Ein Kalender soll ja volkstümlich sein und zur Belehrung und Unterhaltung seiner Leser dienen.

Aber im Unterschied zu anderen Kalendern hatte der Jahrweiser von Anfang an seine Besonderheit, die er bis heute bewahrt hat.

Er sollte, wie sein Name sagt, die Leser in unseren Gemeinden an Hand des Wortes Gottes durch das Jahr hindurchweisen, was schon durch Jahreslosung, Monats- und Wochensprüche zum Ausdruck kommt.

EIN FENSTERLEIN

Dem entsprach weithin auch der übrige Inhalt, der recht breit gestreut, jedem etwas bringen sollte. Denn lange Zeit war ja der Jahrweiser fast das einzige Buch, das in vielen Familien von alt und jung gelesen wurde. So war in ihm Besinnliches, Berichte und Geschichten aus unseren Gemeinden, aus dem Leben der Kirche und des Landes, auch heitere Kurzgeschichten, Gedichte und Humor nebeneinader zu finden. Aber so vielfältig das Leben sich darin auch äusserte, es stand doch im Zeichen dessen, der allein uns der Weg durch die Zeiten zu weisen vermag.

Der Jahrweiser wurde dann ab 1982 — nach meiner Pensionierung — von P. Johannes Hasenack, dem Leiter der Schriftenzentrale, dem ich grossen Dank schulde, bis 1986 herausgegeben. Ab 1987 hat P. Friedrich Gierus, aus Blumenau (SC), diese Aufgabe übernommen. Wir wünschen unserem Jahreweiser auch weiterhin die freundlich Aufnahme, die er bisher bei den Lesern in unseren Gemeinden gefunden hat. Wie die erste Ausgabe, so zieht auch der nunmehr 60. Jahrgang hinaus mit dem Wunsche, für viele ein Fensterlein zu werden, durch das die Ewigkeit in unsere Zeit hineinscheine: Ewigkeit, in die Zeit, leuchte hell hinein, dass uns werde klein das Kleine, und das Grosse gross erscheine, sel'ge Ewigkeit:'


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Autor(a): Bertholdo Weber
Âmbito: IECLB
ID: 32187
HISTÓRIA
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Tu és o meu Deus, eu te louvarei. Tu és meu Deus, eu anunciarei a tua grandeza.
Salmo 118.28
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