Mensch, du bist wertvoll!

Der Mensch sieht, was vor Augen ist; Gott aber sieht das Herz an. 1Samuel 16.7

01/05/2012

Theologe Jaime Jung
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   Ganz oft hören wir die Frage: „Wie geht´s dir?“ Unsere Antwort lautet fast automatisch: „Gut, danke.“ Aber auch wenn es uns nicht so gut geht, wer traut sich schon, das auszusprechen? In der heutigen Welt, fühlen wir uns fast dazu gezwungen, uns nicht nur gut zu fühlen und zu sein, sondern auch besser als die anderen. Bei wem und wo können wir noch so sein, wie wir eigentlich sind?
   Ein Artikel vom Bayerischen Sonntagsblatt hat sich neulich diesem Thema gewidmet. Dabei sagte die Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler: „Man darf heute eigentlich keine Schwächen zeigen.“ Jeder ist ständig dabei, sich zu verbessern. Das ist an sich nicht schlecht, aber jeder Mensch soll seine eigenen Grenzen erkennen. Schlanker, schöner, schlauer - die Optimierung beginnt schon im Kindesalter. „Eltern machen deutlich, dass man sich seinen Platz in der Gesellschaft durch Leistungen erarbeiten muss“, sagt der Erziehungswissenschaftler Arnold Lohaus. „Früher haben sich Erwartungen auf mehrere Kinder verteilt. Wenn sich heute alle Hoffnung auf ein Kind konzentriere, sei der Druck größer.“
   Schüler hätten heute einen Arbeitstag wie ein Erwachsener, sagt Psychologin Monika Drinhaus. Auch in der Freizeit spiele Leistung eine immer größere Rolle. Hobbys wie Sport oder Musik seien dann nicht mehr Mittel zur Entspannung, sondern auf Höchstleistungen ausgerichtet. In der Natur sein, mit Tieren oder Freunden spielen - das komme häufig zu kurz.
   In der Arbeitswelt der Eltern ist es nicht viel anders: „Sie müssen sich mehr anstrengen! Wollen Sie mehr verdienen, dann müssen Sie mehr leisten!“
Eine 85-jährige Frau blickt auf ihre Vergangenheit und stellt dabei fest: „Wenn ich mein Leben noch mal leben könnte, würde ich mehr Fehler machen. Ich würde alberner sein, ich würde mehr Eis und weniger Spinat essen. Ich würde öfter die Schule schwänzen und gute Noten nur aus Versehen schreiben. Ich würde öfter Karussell fahren und mehr Gänseblümchen pflücken.“ Sie fasst zusammen: „Wenn du dich andauernd nur anstrengst, vergisst du sehr bald, dass es so wunderschöne Dinge gibt.“
   Den perfekten Menschen gibt es nicht. Aber was es sehr wohl gibt, ist der Mensch, der durch die Gnade Jesus Christus wertvoll ist. Jesus hatte eben nicht mit perfekten Menschen zu tun, ganz im Gegenteil! Er ging zu denjenigen, die gesündigt hatten, die schwach waren, die nicht mehr weiter im Leben konnten.
   Jesus half den Menschen, die sich verloren vorkamen, zu finden: Ihn zu finden und damit auch sich selbst zu finden. All den Menschen, die in ihrer Umgebung merkten, „ich bin nicht willkommen“, vermittelte er als erstes das Empfinden: „Bei mir bist du willkommen. Mich freut es, dass du hier bist. Du – Mensch – ich freue mich, dass es dich gibt!“
   Jesus zeigte damals und zeigt uns auch jetzt: Dein Wert liegt nicht in deiner Arbeitskraft, nicht in deinen Begabungen, nicht in deinen Leistungen. Dein Wert liegt in dir, dass du so bist, wie du bist. Wie du geschaffen bist, so hat dich der Schöpfer für wertvoll gehalten. Nun musst du das für dich entdecken. Bei Jesus darf ich Verwandlungen erwarten: Enge kann sich in Weite verwandeln, Ohnmacht in Stärke, Ängstlichkeit in Zutrauen, Frieren in Geborgenheit.
   Was würde wohl geschehen, wenn wir nicht immer nur die Erwartungen von „wer weiß wem“ weitergeben würden, sondern wenn wir die liebende Annahme Jesu weitergeben würden? Wenn wir also zu unserer Frau, zu unserem Mann, zu unserem Kind, zu unserer Nachbarin, oder zu irgendeinem Menschen, zu dem wir Nähe fühlen, sagen würden: Ich freue mich, dass es dich gibt! Das können wir in alltägliches Verhalten umsetzen, weil auch wir erfahren haben, dass wir von Jesus angenommen sind.

Vergiss es nie, dass du lebst war keine eigene Idee
und dass du atmest, kein Entschluss von dir.
Vergiss es nie, dass du lebst war eines anderen Idee
und dass du atmest, sein Geschenk an dich!
Vergiss es nie, niemand denkt und fühlt und handelt so wie du
und niemand lächelt so, wie du’s grad tust!
Vergiss es nie, niemand sieht den Himmel ganz genau wie du,
und niemand hat je was du weißt gewusst!
Vergiss es nie, dein Gesicht hat niemand sonst auf dieser Welt
und solche Augen hast alleine du!
Vergiss es nie, du bist reich, egal ob mit, ob ohne Geld,
denn du kannst leben, niemand lebt wie du!
Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur.
Ganz egal, ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur.
Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu.
Du bist du!

Gedicht von Paul Janz

A fé não pode aderir ou agarrar-se a qualquer coisa que tem valor nesta vida, mas rompe os seus limites e se agarra ao que se encontra acima e fora desta vida, ao próprio Deus.
Martim Lutero
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