Geschichte

Teófilo Otoni - MG
Teófilo Otoni - MG
Internato Rural
Internato Rural
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Die Stadt Teófilo Otoni, die im Nordosten des brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais im Tal des Mucurí liegt (nahe der südlichen Grenze des Bundesstaates Bahia), empfing ab 1858 eine erste und ab 1922 eine zweite Einwanderungswelle deutscher Aussiedler. Nach Bewältigung einer Reihe von (im Zusammenhang mit der neuen Umgebung stehenden) Schwierigkeiten, begannen die neuen Einwohner eine Subsistenzlandwirtschaft zu betreiben, in der sie sich vor allem auf den Anbau von Produkten für den eigenen Konsum konzentrierten, wie z.B. Reis, Zuckerrohr, Mais, Mandiok und Kaffee. Anfangs waren sie jedoch nicht in der Lage, sich im lokalen Markt zu etablieren.


Anhand der steigenden internationalen Bohnenpreise wuchs ab 1920 das Interesse am Kaffeeanbau und es entstanden demnach große Monokulturen.

Die durch ü;berproduktion hervorgerufene Kaffeekrise in den Jahren 1929 und 1931 erschwerte den Etablierungsprozess der deutschen Einwanderer in der Region. Und obwohl in den 1950ern ein allgemeines Wiederaufleben der Landwirtschaft und insb. des Kaffeeanbaus die Gesamtsituation etwas aufbesserte, erschwerten neu hinzukommende Schwierigkeiten die Probleme der Landwirte zusehends, z.B. ausgedehnte Trockenperioden, die ganze Kaffeeplantagen dezimierten.

Wegen des Verfalls der Landwirtschaft lebten die deutschen Einwanderer nunmehr unter zunehmend prekären Umständen. Dieser Verfall des Lebens auf dem Lande wurde zusätzlich durch die Entwaldung der sog. Mata Atlânica ab dem Jahre 1930 und unbedachter Bodenbenutzung begünstigt.

Wegen der genannten Gründe waren in den 1950ern die Nachkommen deutscher Einwanderer, wie auch ganz allgemein die Bevölkerung des Nordostens von Minas Gerais, nicht einmal mehr in der Lage, die für den Eigenkonsum benötigten Naturalien zu produzieren. Das wenige Ersparte wurde für den Kauf der fehlenden Nahrung und anderer notwendiger Güter verbraucht. Die Sterblichkeitsrate, vor allem unter Kindern, war in dieser Periode besonders hoch. Auch die Anzahl von Analphabeten war erschreckend groß.

Diesen Verfall und diese Misere aus nächster Nähe beobachtend, entschieden der damalige Pastor der evangelisch-lutherischen Gemeinde Teófilo Otonis, Herr Walter Dörr und seine Frau Lydia, dass angesichts dieser Realität etwas unternommen werden müsse. Sie stellten fest, dass Techniken fehlten, um den deutschen Einwanderern ein besseres Leben auf dem Lande zu ermöglichen.

Aufgrund dieser Notsituation kamen Herr Pastor Dörr und Frau Lydia auf den Gedanken, ein Heim für die vom Lande kommenden Konfirmanden der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Teófilo Otoni (CETO) zu gründen. Dort würden die Jugendlichen nicht bloß das Wort Gottes zu hören bekommen, sondern auch eine landwirtschaftliche Grundausbildung erhalten und Grundzüge der Hygiene kennenlernen. Dieses Heim sollte das „Internato Rural” werden.

Durch spezifische Projekte wurde es möglich, genügend Mittel für den Kauf eines Stückes Land und für den anschließenden Bau der ersten Gebäude aufzutreiben.

Am 3.März 1963 konnte so der Grundstein für das Internato Rural gelegt werden. Anfangs war es das Ziel, evangelisch-lutherische Judendliche während einer kurzen Zeit vollständig zu betreuen: sie würden alphabetisiert, sie erhielten den Konfirmandenunterricht, ärztliche und zahnärztliche Behandlung, Grundkenntnisse der Hygiene, der Haus- und der Landwirschaft.

Im Laufe der Zeit hat die Internatsleitung die Zielrichtung ihrer Arbeit abgeändert, als sie erkannte, dass sich die junge evangelische Landbevölkerung, trotz ihrer Armut und Bedürftigkeit, noch in einer relativ privilegierten Lage befand, wenn man sie mit derjenigen verglich, die nicht deutschstämmig war. Angesichts dieser Tatsache hat die Institution ihre Richtlinien dermaßen umdefiniert, dass die neuen Kriterien für die Aufnahme eines Antragstellers die wirtschaftliche Lage seiner Familie, die Gesundheit und die Perspektiven für die unmittelbare Zukunft waren.

Somit ist das Internato Rural nun nicht mehr konfessionell gebunden und dessen Arbeit auch nicht mehr vornehmlich einem religiösem Ziel gewidmet. Es hat sich mit der Zeit in eine soziale Einrichtung verwandelt, die Jugendlichen jeder Glaubensrichtung sowohl eine schulische als auch eine technische Ausbildung bietet.

Apropos technische Ausbildung: seit 1974 wurden die zwei neuen Bereiche landwirtschafliche Mechanik und Schreinerei eingeführt. Diese kamen insbesondere der Instandhaltung des Internats zugute.

Bis 1977 absolvierten die Internatsbewohner die ersten Schuljahre in öffentlichen Schulen der Umgebung. Ab 1977 durfte das Internat, dank entsprechender Abkommen, die vier ersten Schuljahre des sog. „ensino fundamental” selbst -und innerhalb des Internatgeländes- lehren. Das erste solche Abkommen war mit der MOBRAL („Movimento brasileiro de alfabetização”, einer staatlichen Alphabetisierungskampagne). Anschließend kam eines mit der ähnlich gesinnten Educar-Stiftung und mit den Erziehungsprogrammen PEI („Programa Educacional Integral”) und PEB („Programa Educacional Básico”) hinzu. Von 1991 bis 1997 standen unsere vier ersten Schuljahre des „ensino fundamental”, beaufsichtigt von der landeseigenen „Altino Barbosa” Schule, unter rechtlichem Schutz der 37.regionalen Superintendanz für das Schulwesen.

Für die Lehre der fünften bis achten Klasse des „ensino fundamental” wurde 1984 eine sog. UES („Unidade de Ensino Supletivo”) gegründet, die die Bezeichnung CESU („Centro de Estudos Supletivos”) erhielt und sowohl Schüler des Internats wie auch Externe betreute.

Im Jahre 1987 begann der Bau eines Trainingszentrums für den kleinen Landwirt (CTPA, „Centro de Treinamento para o pequeno Agricultor”) mit den folgenden Zielen: den administrativen Bereich des Internats zu beherbergen, wie auch Zimmer für besuchende Eltern und ehemalige Schüler, einen Raum für Vorträge und Lehrräume für verschiedene im Zshg. mit den Interessen kleinerer Landwirte der Umgebung stehender Kurse.

Mit der Zielsetzung, den Schülern stets bessere und aktualisierte Kenntnisse anzubieten, wurden entlang der Jahre neue Produktions- und Lehrbereiche eingeführt. Zu nennen wären Bienen- und Fischzucht, Milchverarbeitung, Süßbäckerei (Konfisserie) und eine Metzgerei.

In Zusammenarbeit mit dem Bienenzuchtverein Teófilo Otonis (AATO) ist zur Zeit eine Imkereianlage im Bau. Unsere Produkte können in einem nahe des Internatseingangs gelegenen Hofladen erstanden werden.

Seit 1998 besuchen alle Schüler des Internats die fünfte bis achte Klasse des „ensino fundamental e médio” in öffentlichen Schulen der Umgebung des AEEL, dessen Hauptaufgabe sich mittlerweile auf die Bereiche Unterkunft, ärztliche- und zahnärztliche Verpflegung, christliche Erziehung, Spiel- und Sportaktivitäten, Informatikunterricht und der spezifisch landwirtschaftlichen Ausbildung umverlegt hat.

 

Continuem a crescer na graça e no conhecimento do nosso Senhor e Salvador Jesus Cristo.
2 Pedro 3.18
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